Unsere Geschichte
Am 8. März 1896 wurde in Süßen im „Stern“ der nach Geislingen zweite, sehr aktive sozialdemokratische Arbeiterverein im damaligen Oberamt gegründet. Vorsitzender war der Fabrikarbeiter Georg Frank. Ein besonderes Ereignis für den jungen Verein war am 1. Juli 1906 das zehnjährige Stiftungsfest verbunden mit dem Parteifest des 14. Reichstagswahlkreises auf dem Gemeindewasen.
Die Tätigkeit der Süßener SPD bis zum 1. Weltkrieg war gekennzeichnet durch vielerlei Bemühungen eine Verbesserung der sozialen Lage der Arbeiterschaft auch in der Gemeinde zu erreichen. Trotz Bespitzelung und Behinderung durch die Obrigkeit zählte die Süßener SPD bald über 40 Mitglieder.
Erster sozialdemokratischer Gemeinderat in Groß-Süßen und langjähriger Vorsitzender des Ortsvereins wurde der Papiermacher Leonhard Deißen. Sein besonderes Bemühen galt der Frauenfrage und der Jugendarbeit. Schon 1913 waren von 73 Mitgliedern des Ortsvereins 12 Frauen.Unmittelbar nach der November-Revolution wurden am 18. Nov. 1918 auf Initia-tive von Andreas Renftle in Groß- und Klein-Süßen Arbeiter- und Bauernräte gewählt. Diese nahmen bis zur Wahl des ersten Gemeinderats nach dem neuen Frauenwahlrecht am 18. März 1919 verschiedene dringende Nachkriegsaufgaben wahr. Von den 12 gewählten Gemeinderäten waren fünf Sozialdemokraten, nämlich Andreas Renftle, Leonhard Deiß sen., Johann Kranzdorf, Georg Frank und Josef Diener.
Leonhard Deiß setzte sich schon in den 20er-Jahren für die Vereinigung von Groß- und Kleinsüßen ein (Eingabe vom 11.2.1922). Nicht nur im öffentlichen, sondern auch im kulturellen und sportlichen Bereich bauten die Arbeiter zwischen beiden Weltkriegen ihren Einfluß aus. Das war vielleicht auch ein Grund, warum die Nazi-Partei bei den schon nicht mehr ganz freien Reichstagswahlen am 6. März 1933 in Groß- und Klein-Süßen nur 33 bzw. 24 % der Stimmen bekam. Das endgültige „Aus“ für die SPD in Groß-Süßen kam dann am 29. Mai 1933 mit der Forderung des NS-Gemeinderats Finckh, die SPD-Gemeinderäte hätten kein moralisches Recht mehr zur Mitarbeit im Gemeinderat und müssten diesen verlassen.
Am 20. April 1945 beendeten die Amerikaner die Hitler-Diktatur in Süßen. Leonhard Deiß jun. und Fritz Sauter, beide später abwechseln Vorsitzende der Süßener SPD, gingen sofort daran das politische Leben in der Gemeinde wieder in Gang zu setzen. Mit dabei waren Andres Renftle, verantwortlich für das Bezugsschein- und Wohnungswesen, sowie Hans Häderle und Karl und Hans Reichert.
Am Wiederaufbau der Süßener SPD beteiligten sich viele frühere noch lebende Mitglieder des SPD Ortsvereins, deren Zahl bald wieder auf über 100 anwuchs. Im Februar 1946 kamen die ersten von über 2.000 Heimatvertriebenen, darun-ter viele sozialdemokratische Arbeiter, die bis heute ein sehr aktiver Teil der SPD blieben, nach Süßen. Der erste Flüchtlingsobmann Wenzel Marks war später Voritzender Süßener SPD. Namen wie Kukral, Steszkal, Pfeil, Kammel, Salzinger, Mann und die Simonettis, sie alle kamen aus ihrer Tradition und ihrem sozialen Engagement zu den einheimischen Sozialdemokraten.
Karl Müller Karl Müller, der schon 1945 nach Süßen kam, war einer von ihnen. Fast 30 Jahre war er Fraktions- und Ortsvereinsvorsitzender, dazwischen Mitglied des Kreistages. Heute ist er Ehrenvorsitzender der Süßener SPD. Unter seinem Vorsitz erlebte Süßen mit Willy Brandt die größte politische Veranstaltung der Nachkriegszeit mit über 4.000 begeisterten Teilnehmern vor dem Süßener Rathaus.
Am 10 September 1976 fand das erste Sommerfest der SPD im „Filsbogen“ statt. Auf Anregung von Hartmut Fröhner und mit besonderer Unterstützung von Rudi Müllner und Erich Adelmann erschien die Ortsvereinszeitung „SPD Süßen informiert die Bürger“, später „Die Filsbrücke“. Erfolgreich bis heute ist auch der Wandkalender „So war Süßen“ mit historischen Fotos.
1973 wurde Werner Fuchshuber nach Walter Lang und Wolfgang Herrlinger Sprecher der Süßener Jungsozialisten und dann Kreisvorsitzender. Vorher zog 1977 der neue Süßener JuSo-Sprecher Dieter Ströhle für Ute Lang in den Gemeinderat ein, wo man in der Fraktion neue Gesichter sah: Hans Schäfer, Rudi Müllner (auch Kreisrat), Hartmut Fröhner, Gita Saalmüller, Friedhelm Claus, Richard Scheu, Günter Priesent und Arnulf Wein (der später für einige Jahre den Vorsitz des Ortsvereins und der Fraktion übernahm und heute als Kreisrat aktiv ist). Am 22. Oktober 1989 wurde die SPD mit sieben Mandaten, darunter zwei Frauen, stärkste Fraktion im Süßener Gemeinderat.
Mit Martin Bauch stellte die SPD den ersten sozialdemokratischen Bürgermeis-ter in Süßen, der 80 Jahre nach Gründung des Ortsvereins, am 14. Jan. 1977, vereidigt wurde. Eine Aufbruchstimmung ging durch den Ort. Viele Weichenstellungen zur Entwicklung Süßenes erfolgten: die Ortskernsanierung, Abschluß des Schul- und Sportzentrums Bizet, Neubaugebiet „Rabenwiesen“ und Gewerbegebiet „Schelmenwasen“, schließlich eine der modernsten Altenhilfeeinrichtungen mit betreuten Seniorenwohnungen zwischen Neuer Marienkirche und Bahnhof. Am 1.Juli wurde Martin Bauch, der zum Oberbürgermeister von Geislingen an der Steige gewählt wurde, verabschiedet. Er hatte Süßen in vielen Bereichen zur Modellgemeinde gemacht
Sein Nachfolger Rolf Karrer, ebenfalls SPD-Mitglied und im ersten Wahlgang gewählt, stellte seine Arbeit unter das Motto „Bewahren und Gestalten“. Neben dem Bau des Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB), der Entwicklung der Schulsozialarbeit, der Einführung der Sommerwochen für Ältere, der Gründung des Ortsseniorenrates und anderer sozialpolitischer Aktivitäten, ist sein bleibender Verdienst die Erhebung Süßens zur Stadt (1996). Rolf Karrer ist heute Erster Bürgermeiser in der Großen Kreisstadt Rheinfelden / Baden.
Inzwischen war nach Martin Hommel (Ortsvereins- und Kreiskassier) und Arnulf Wein Herbert Fitterling Ortsvereinsvorsitzender geworden. Neue Aufgaben stellten sich der Partei: Umweltschutz, Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und der neuen Armut, Ausstieg aus der Kernenergie, Sicherung der Arbeitnehmerrechte, der Renten und der Krankenversorgung, mehr Demokratie in der Wirtschaft, eine höhere Steuergerechtigkeit, die tatsächliche Gleichstellung der Frau auch im Wirtschaftsleben und eine entschlossene Friedens- und Entspannungspolitik.