„Arbeitsplätze sind auch in Wohngebieten denkbar“

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Süßener SPD diskutiert mit IBA-Intendant Andreas Hofer Zukunftsideen

Alternde Bevölkerung, steigende Mieten und technologischer Wandel: Der Süßener SPD-Ortsverein diskutierte beim Neujahrsempfang in der Zehntscheuer drängende Fragen. Zu Gast war Andreas Hofer, Intendant der Internationalen Bauausstellung (IBA) 2027 in der Stadtregion Stuttgart.

Im Gespräch mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Udo Rössler stellte Hofer Ideen vor, um die Zukunft der Region zu gestalten. Die Besucher profitierten von Hofers Erfahrungen als Architekt und Planer in Zürich. In der Schweizer Großstadt liegt die Wohneigentumsquote unter 10 Prozent, die Idee des genossenschaftlichen Wohnungsbaus hat dagegen eine lange Tradition und ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen: Mehr als 25 Prozent der Wohnungen sind genossenschaftlich organisiert – Tendenz steigend. Die Mietwohnungen sind oft kleinere Einheiten mit teilweise gemeinschaftlich genutzten Räumen. Der Vorteil: Sie sind bezahlbar, ermöglichen ein Zusammenleben. „Wenn es schon eine gemeinsame Küche gibt, kann man auch zusammen einkaufen“, sagte Hofer. Gesellschaftliche Entwicklungen werden bei der Planung dieser Wohnformen mitgedacht. „Zürich gibt kommunale Flächen nur noch an genossenschaftliche Projekte weiter“, machte Hofer deutlich. Wenn in Süßen in den kommenden Jahren Flächen neugestaltet werden, werde die SPD solche mitdenken, sagte Udo Rössler. Im Blick habe er insbesondere das Areal um die frühere TSV-Halle und eine Industriebrache neben der Kulturhalle.

Impulse gab Hofer auch für die derzeitige Diskussion um Gewerbeflächen in der Region: Für den IBA-Intendanten steht fest, dass große Gewerbeflächen mittel- und langfristig nicht mehr in dem Maße gebraucht werden wie derzeit. Ein Bedarf sei zwar kurzfristig etwa für die Transformation hin zur Elektromobilität gegeben, die Produktion würde aber insgesamt kleinteiliger und emissionsärmer werden. Hofer: „Arbeitsplätze sind zukünftig sogar in Wohngebieten denkbar.“ Dabei können Jobs in Forschung, Entwicklung und sogenannten Co-Working Spaces entstehen. Das sind angemietete Arbeitsplätze, die sich Menschen teilen. Sie arbeiten, tauschen sich aus und setzen gemeinsam Projekte um; ideal für Start-ups, Gründerinnen und Gründer. Die Diskutanten bekräftigten, dass es auch in Zukunft Arbeitsplätze am Wohnort geben müsse: „Im Ort zu schlafen und zum Arbeiten wegzufahren, kann nicht die Lösung sein“, sagte Hofer. Für die hochverdichtete Region Stuttgart könne die IBA Antworten liefern, wie bezahlbares Wohnen, ressourcenschonendes Bauen, intelligentes Wirtschaften und nachhaltige Mobilität zusammen funktionieren.

Für Bürgermeister Marc Kersting hat Süßen IBA-Potential. Für das TSV-Areal hätten Architekturstudenten bereits erste Ideen entwickelt, machte der Schultes in seinem Grußwort deutlich. Ein Entwicklungskonzept für Wirtschaftsflächen soll weitere Flächen aufzeigen, die für Wohnen und Arbeiten in Frage kommen. Kersting folgt damit einem Impuls der SPD, die eine Bestandsaufnahme untergenutzter Gewerbeflächen am Ort angeregt hatte.

Das neugegründete Ensemble „Polka-Blech“ des Süßener Musikvereins untermalte die Veranstaltung musikalisch. Unter den rund 70 Gästen, die vom Co-Vorsitzenden der Süßener SPD, Achim Breßmer, begrüßt wurden, waren auch die Bundestagsabgeordnete Heike Baehrens, der Landtagsabgeordneter Peter Hofelich, die SPDKreisvorsitzende Sabrina Hartmann und zahlreiche kommunale Mandatsträger aus Süßen und den Nachbarorten.