Der Namensstreit liegt bereits einige Monate zurück. Im Januar hatte der Gemeinderat auf Antrag der CDU beschlossen, das neue, im Bau befindliche Kinderhaus nach dem Namen des Wohngebiets „Rabenwiesen“ zu benennen. Der Beschluss könnte in Ordnung gehen, würde damit nicht ein einige hundert Meter entfernter Kindergarten genau diesen Namen verlieren. Nach dem Willen der Gemeinderatsmehrheit soll der bestehende Kindergarten künftig „Frankentobelstraße“ heißen.
Für die Beibehaltung des Kindergartennamens hatte sich bereits im März eine Bürgerinitiative stark gemacht und Unterschriften gesammelt. Mehr als 160 Eltern, Erzieherinnen und Anwohner wollen, dass der seit Ende der 1970er-Jahre in den Rabenwiesen beheimatete Kindergarten auch weiterhin so heißt: „Rabenwiesen“. In einem Schreiben an Bürgermeister und Gemeinderatsfraktionen machten sie ihrem Ärger Luft. „Erzieherinnen und Eltern haben im Vorfeld der Gemeinderatsentscheidung zu keinem Zeitpunkt gewusst, dass unser Namen für das neue Kinderhaus zur Diskussion steht. Der Beschluss hat uns völlig unvermittelt getroffen“, sagt Katja Klein auch heute. Die Elternbeirätin kann auch nicht verstehen, dass Namenswünsche der Betroffenen für das neue Kinderhaus nicht berücksichtigt wurden. Die Erzieherinnen des provisorischen Kinderhauses „Hornwiesen“, das 2021 in die Rabenwiesen umzieht, hatten sich den Namen „Beim Birnbäumle“ ausgedacht. So lautet der Namen des Gewanns, in dem die neue Einrichtung ebenfalls liegt. Für die neue Einrichtung war auch ein naturnahes Konzept entwickelt worden.
Nach der Übergabe der Unterschriftenliste an die Kommunalpolitiker kam die Corona-Pandemie. Persönliche Gespräche der Bürgerinitiative mit den Gemeinderatsfraktionen konnten deshalb nicht stattfinden. Die SPD-Gemeinderatsfraktion hatte jedoch schon im März mit Katja Klein telefonisch Kontakt aufgenommen und signalisiert, dass sie das Anliegen der Bürgerinitiative zu ihrer eigenen machen will. „Für uns war bereits bei der Gemeinderatsdebatte im Januar klar, dass man einer bestehenden Einrichtung nicht den Namen nehmen kann“, sagt der Fraktionsvorsitzende Udo Rössler. Namen würden Identität geben und könnten nicht beliebig ausgetauscht werden. „Wir haben deshalb jetzt beantragt, die Namensfindung erneut auf die Tagesordnung des Gemeinderats zu setzen“, erklärt der Stadtrat.
Nach der verunglückten Diskussion um die Namensgebung sollte der Gemeinderat die Entscheidungen selbstkritisch überprüfen, die Meinungen der Betroffenen respektieren und seine Beschlüsse korrigieren, findet die SPD-Fraktion. Rössler: „Es wäre schade, wenn ein Gemeinderatsbeschluss zu Unfrieden in unseren Kinderbetreuungseinrichtungen in den Rabenwiesen führt, deren ausgezeichnete Arbeit wir alle so hochschätzen.“