Der Gemeinderat diskutierte jetzt einen von der Verwaltung vorgestellten Kriterienkatalog zur Vergabe von Baugrundstücken in Süßen. Hintergrund sind EU-Vorgaben, die es erschweren, Bauplätze nur an Einheimische zu vergeben. Soziale Kriterien wie Kinderzahl, Behinderung eines Bewerbers oder ehrenamtliches Engagement sowie durch Wohnsitz und Arbeit in Süßen nachgewiesene Ortsverbundenheit sollen ein faires Auswahlverfahren ermöglichen. Aus unserer Sicht offenbarte die Diskussion das Grundproblem, dass die Stadt schon bei der Festlegung der Bauweise in Neubaugebieten eine soziale Auswahl trifft. Wenn z.B. in den Rabenwiesen nur Einfamilienhäuser zugelassen sind, werden all diejenigen von vornherein ausgeschlossen, die sich das Häuschen im Grünen gar nicht leisten können. Eine bessere Durchmischung z.B. mit Reihen- oder Mehrfamilienhäusern würde es mehr Menschen ermöglichen, Eigentum zu erwerben. Auf städtischen Grundstücken sollte das Prinzip gelten: Wohnen für möglichst viele, nicht für wenige. Entsprechende Vorschläge der SPD-Fraktion hat der Gemeinderat jedoch bislang abgelehnt.
Die Vergabekriterien sollten sicherstellen, dass auch Süßener, die z.B. nach einem Studium und vorübergehender Ortsabwesenheit wieder in ihre Heimatstadt zurückkommen wollen, die Chance auf einen Bauplatz erhalten. Diese ist bislang kaum gegeben, da die Rückkehrer in der Regel weder mit Hauptwohnsitz, Erwerbstätigkeit oder ehrenamtlichem Engagement in Süßen punkten können. Und auch die Alleinerziehende bleibt gegenüber Ehepaaren mit Kindern benachteiligt. Sie hinkt wegen ihres Familienstatuses im Bewerbungsverfahren immer hinterher. Aber an sie und andere Menschen, die bezahlbaren Wohnraum suchen, hat man in den Süßener Neubaugebieten wohl auch nicht gedacht.